In einer Demokratie dürfen und sollen alle Menschen ihre Meinung äußern können, auch im Internet. Problematisch wird es allerdings, wenn diese Meinungsfreiheit zur Verbreitung von Desinformation und Hate Speech missbraucht wird. Dies sind keine neuen Phänomene, sie erreichen aber besonders in Krisenzeiten sowie im Wahlkampf neue Dimensionen.

Antidemokratische Gruppierungen streuen Desinformationen und greifen bewusst Personen oder Gruppen mit menschenfeindlichen Beleidigungen und Aussagen an, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Zwischen Hate Speech und Desinformation kann es dabei zu einer Wechselwirkung kommen: Die Verbreitung von Desinformation kann zu mehr Hate Speech führen, Hate Speech-Narrative nutzen und verbreiten wiederum Desinformation. Bauen diese auf bereits vorhandenen Vorurteilen auf, können sie besonders wirkungsvoll sein.

Hate Speech

Grundsätzlich bezeichnet Hate Speech (oder auch Hassrede) Äußerungen, denen Einstellungen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zugrunde liegen. Sie drücken sich durch verbale Angriffe auf Personen oder Gruppen aufgrund bestimmter Attribute wie Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sexualität, Religion, Alter oder Behinderung aus. Dabei kann die Zugehörigkeit zu einer Gruppe tatsächlich vorliegen oder unterstellt werden. Hate Speech kann strafbar sein, wenn es sich z. B. um Volksverhetzung handelt. Aber auch wenn die Schwelle zur Strafbarkeit nicht überschritten ist, kann Hate Speech für den Diskurs und die Kommunikationskultur wegen ihrer u. U. einschüchternden Wirkung gefährlich sein.

Melden Sie illegale Hassrede bei der FSM-Beschwerdestelle.

Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Junge Menschen sind immer häufiger mit Desinformation und Hate Speech konfrontiert, das zeigt die aktuelle Ausgabe der JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. 58 Prozent der Jugendlichen haben 2023 Erfahrungen mit falschen Informationen im Netz gemacht. Im Jahr 2022 gaben noch 35 Prozent der Jugendlichen an, online mit Hassbotschaften in Kontakt gekommen zu sein, 2023 waren esbereits 39 Prozent. Hate Speech und Desinformation verengen nicht nur Diskussionsräume und können junge Menschen sozialethisch desorientieren. Sie können auch wichtige Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen beim Heranwachsen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten in unser demokratischen, pluralistischen Gesellschaft erschweren.

Neu in 2024
Das Projekt Medien in die Schule veröffentlicht demnächst ein neues Unterrichtsmaterial zum Thema Desinformation und Hate Speech. 2023 wurden im Rahmen eines Schulworkshops in Berlin die Bedarfe von Schülerinnen und Schülern hierzu eruiert. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird das neue Unterrichtsmaterial konzipiert.

Wirksame Gegenstrategien

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden jetzt und in Zukunft häufig vor den Fragen stehen: Welchen Akteuren und Informationen kann ich online vertrauen? Wie kann ich am Diskurs im digitalen Raum teilhaben? Und wie kann ich auf Desinformation und Hate Speech reagieren? Lehr- und pädagogischen Fachkräften genauso wie Eltern kommt eine große Verantwortung zu, jungen Menschen sichere, selbstbestimmte Online-Erfahrungen zu ermöglichen – insbesondere durch Aufklärung über Risiken und die Vermittlung von Coping-Strategien. Medienbildung und -erziehung bilden die Grundlage, um Desinformation und Hassrede online zu identifizieren und damit umgehen zu können. Klar ist: Dies kann nur ein Teil der erforderlichen Maßnahmen sein, der neben die Aufgaben tritt, für die die Plattformen Verantwortung tragen.

 

 

 

 

HASSREDE UND FALSCHINFORMATIONEN stehen in Wechselwirkung miteinander – sie können sich der jeweiligen Vorgehensweisen als Methoden bedienen.

Mehr Durchblick mit weitklick

Seit vielen Jahren widmet sich die FSM in der Medienbildung dem Thema Desinformation online, z. B. mit Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte. Das Projekt weitklick bietet zudem vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten und Ressourcen für Lehrkräfte an. Seit 2020 wurden hier insgesamt sechs Online-Kurse zum Selbstlernen für Lehrkräfte entwickelt. Der neueste Online-Kurs thematisiert speziell die Zusammenhänge von Desinformation und Hate Speech. Eine neue Videoreihe zum Umgang mit Hass und Desinformation für Jugendliche ab der 7. Klasse ermöglicht Lehrkräften den Transfer des Gelernten in ihren Unterricht. Medienprofis geben praktische Tipps, alle Videos stehen mit Untertiteln auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch zur Verfügung.

Ausblick

Neben Medienbildung und -erziehung sind insbesondere auch ein wirksamer rechtlicher Rahmen zur Entfernung von Hassrede aus dem Netz sowie ein funktionierendes Aufsichts- und Regulierungssystem zur Durchsetzung der Anbieterpflichten und eine konsequente Strafverfolgung zentral. Gespannt blickt die FSM in dieser Hinsicht auf die Umsetzung des Digital Services Act und die Diskussionen zu einem Gesetz gegen digitale Gewalt.

Vorgestellt

Medienpädagogische Praxisbeispiele

Im eigenen Tempo fortbilden

Desinformation und Hate Speech verstehen, das geht interaktiv und abwechslungsreich mit dem weitklick Online-Kurs zum Selbstlernen. Vorkenntnisse sind hierfür nicht notwendig.

Zwei aufeinander aufbauende Module zeigen mit fundierten Inputs, Übungen und Reflexionsfragen, wie sich Desinformation und Hate Speech erkennen und einordnen lassen. Außerdem werden Materialien und Methoden empfohlen, um die Themen im Unterricht mit Jugendlichen zu besprechen. Der Kurs richtet sich an Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II sowie an Berufsschulen und entstand in Kooperation mit dem Projekt „firewall – Hass im Netz begegnen“ der Amadeu Antonio Stiftung.

Zum Online-Kurs

Medienbildung für Eltern und Familien zu Desinformation

Um Lehrkräfte bei ihrer medienpädagogischen Elternarbeit zum Thema Desinformation zu unterstützen, stellt die FSM eine Reihe von Angeboten zu Verfügung:

  • Material-Paket zur Durchführung eines Elternabends: Von der Präsentation über Ablaufplan, Skript, Elternbrief und Handout bis hin zu einer Reihe von kurzen Videos mit konkreten Tipps ist alles dabei.
  • Bundesweite Übersicht über regionale Anlaufstellen: Medienpädago­gische Unterstützungsangebote in den einzelnen Bundesländern sind damit schnell gefunden.
  • Online-Materialsammlung: Hier finden sich vielfältige Angebote, wie z. B. Videos, Flyer, Artikel und Websites, um mit Eltern ins Gespräch zu kommen.
  • Themenspezifischer Blogbeitrag: Ei­ne Expertin gibt praktische Tipps und Tricks aus der Praxis.

Zu den Materialien

 

 

 

 

MIT ELTERN über Desinformation sprechen: weitklick unterstützt Lehrkräfte mit neuen Materialien bei der medienpädagogischen Elternarbeit.

Darüber hinaus bietet das FSM-Projekt Elternguide.online vielfältige und aktuelle Informationen zu verschiedenen Themen der Medienerziehung – direkt für Eltern und niedrigschwellig aufbereitet.

Zum Projekt

Schule gegen Fake News

Das Projekt Digitale Bildung trifft Schule (DigiBitS) des Vereins Deutschland sicher im Netz hat im Schuljahr 2022/23 gemeinsam mit den medienpädagogischen Projekten der FSM, weitklick und Medien in die Schule, sowie in Zusammenarbeit mit der Kindersuchmaschine fragFINN die Initiative „Schule gegen Fake News – Medienkompetenz statt Desinformation“ gestartet. Während des Schuljahres haben die Projektpartner zahlreiche Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Workshops für Schulklassen realisiert.

Zum Projekt

Neuer Höchststand
verzeichnet

Immer mehr Menschen melden problematische Online-Inhalte

Rechtssichere Löschpraxis
illegaler Hassrede

Lehren aus der Selbstregulierung nach NetzDG