Editorial

Neue Dynamik bringt neue Herausforderungen

Liebe Leserin, lieber Leser,

während wir uns im ersten Jahr der Pandemie immer mal wieder die Augen gerieben haben – verblüfft darüber, was plötzlich alles möglich war, obwohl es vor kurzem noch undenkbar schien – nehmen wir im zweiten Jahr vieles bereits als neue Selbstverständlichkeit wahr. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich im Jahr 2021 mehr Menschen neu kennengelernt als je zuvor, habe unzählige Veranstaltungen besucht und auch selbst durchgeführt, und unkomplizierter, schneller und flexibler mit vielen Weggefährtinnen und Kooperationspartnern zusammengearbeitet.

Diese Dynamik, die die ganze Gesellschaft erfasst zu haben scheint, bescherte uns auch eine Rekordzahl an Hinweisen auf illegale Onlineinhalte, für deren Entfernung das Team der FSM-Beschwerdestelle sorgte. Sie brachte aber auch eine Fülle von Projektideen und Bitten um Unterstützung bei medienpädagogischen Fragestellungen aus unserem Mitgliederkreis und von Initiativen aus der ganzen Republik. Und sie beförderte Entwicklungen im gesamten Mediensektor, deren jugendschutzrechtliche Absicherung wir begleitet haben – oft auch über die Landesgrenzen hinaus.

Nach einem Jahr, das kaum länger als ein Wimpernschlag gedauert haben kann, frage ich mich, ob diese Dynamik bleibt, ob wir uns an diese Verdichtung von Anforderungen und an die Beschleunigung von Prozessen gewöhnen. Die Mitglieder der FSM, die durch ihr Engagement unsere Arbeit für einen modernen und leistungsfähigen Jugendmedienschutz ermöglichen, werden jedenfalls nicht an Innovationen sparen. Gemeinsam wollen wir auch künftig jungen Menschen und Familien dabei helfen, digitale Medien selbstbewusst, souverän und sicher zu nutzen.

Ich freue mich auf weitere Projekte und die zukünftige Zusammenarbeit – digital und ganz persönlich!

Ihr

Martin Drechsler
Geschäftsführer FSM e.V.

Ein Vorwort von Gabriele Schmeichel

Jugendmedienschutz im Wandel

Liebe Mitglieder, Partner und Unterstützerinnen der FSM,

2021 war ein spannendes wie herausforderndes Jahr mit Blick auf die nationalen und europäischen medienpolitischen Entwicklungen. Heftig diskutiert wurden die Vorschläge der Europäischen Union, die mit dem Digital Services Act ein einheitliches europäisches Grundgesetz für das Internet schaffen will. Außerdem trat das novellierte Jugendschutzgesetz (JuSchG) in Kraft – mit dem Ziel, den Kinder- und Jugendmedienschutz ins digitale Zeitalter zu bringen und an der Medienrealität Heranwachsender auszurichten. Wir haben den Gesetzgebungsprozess aktiv begleitet und unsere Mitglieder in auf sie zugeschnittenen Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen, aber auch durch individuelle Beratung darauf vorbereitet. So konnten mit Inkrafttreten des Gesetzes die neuen Regelungen zügig umgesetzt werden.

Eine wichtige Neuerung im JuSchG besteht darin, dass ein zukunftsfähiger und wirksamer Jugendmedienschutz nicht allein auf repressive Maßnahmen setzt, sondern ganz selbstverständlich auch passgenaue Vorsorgemaßnahmen, die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sowie die Förderung ihrer Medienkompetenz braucht. Dies spiegelt sich seit Beginn an auch in unserer Arbeit wider: Im Sinne eines positiven Jugendmedienschutzes setzen wir uns als FSM aktiv dafür ein, dass Schutz und ein positiver Umgang mit Medien Hand in Hand gehen. Im letzten Jahr haben wir dabei neben der medienpädagogischen Fortbildung von Lehrkräften gezielt Eltern und Erziehende in den Blick genommen, um sie in Fragen des erzieherischen Jugendmedienschutzes zu unterstützen.

Und auch im zweiten Jahr der Pandemie beschäftigten uns 2021 weiter Themen wie „Fake News“ und Verschwörungserzählungen. Der Schutz vor illegalen Inhalten und die Wahrung des hohen Guts der Meinungsfreiheit sind seit mehr als 20 Jahren auch wichtige Bestandteile unserer Arbeit als freiwillige Selbstkontrolle. Unsere Beschwerdestelle setzt sich täglich für die Bekämpfung illegaler, jugendgefährdender und entwicklungsbeeinträchtigender Onlineinhalte ein. Seit mittlerweile zwei Jahren leisten wir außerdem als Einrichtung der Regulierten Selbstregulierung nach Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung strafbarer Onlineinhalte und unterstützen die Plattformen bei der Herausforderung, zwischen Meinungsfreiheit und dem Überschreiten von rechtlichen Grenzen abzuwägen.

Wir freuen uns darauf, weiter mit Ihnen gemeinsam die Weichen für die Zukunft im Jugendmedienschutz zu stellen und zusammen an einem besseren und sicheren Internet für Kinder und Jugendliche zu arbeiten.

Gabriele Schmeichel
Vorstandsvorsitzende FSM e.V.

Porträitfoto Lisa Paus

Bundesministerin
Lisa Paus, MdB

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Tabea Rößner

Digitalexpertin
Tabea Rößner, MdB

Vorsitzende des Ausschusses für Digitales
Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN